Magazin: Wissenswertes
Geschichte
Das Klavier gehört zur Klasse der Chordophone. Damit werden alle Instrumente bezeichnet, die durch das Schwingen von Saiten Klang erzeugen (wie auch alle Streichinstrumente).
Der erste Vorläufer des Klaviers war das Clavichord, das im 13. Jahrhundert erstmals gebaut wurde. In seinen Anfängen verfügte es nur über etwa 20 Tasten, diese Anzahl wurde stetig erweitert. Spinett und Virginal traten später in Konkurrenz zum sanften Clavichord, da sie durch eine andere Spieltechnik (das Anreißen der Saiten, meist mit einem Federkiel) einen brillanteren, klareren Ton hervorbrachten.
Mit der Entwicklung des Cembalos, Ende des 15. Jahrhunderts, traten sowohl Spinett als auch Clavichord in den Hintergrund. Der Vorteil des Cembalos war sein kräftigerer Klang. Auf der anderen Seite konnte man mit ihm aber nur in einer Lautstärke spielen, da die Saiten wie beim Spinett angerissen und nicht angeschlagen wurden. Ein zweiter Nachteil des Cembalos war, dass der Klang sich nur sehr kurz halten konnte. Viele Klavierbauer in ganz Europa überlegten daraufhin, wie sie diese Nachteile ausmerzen und das Instrument weiterentwickeln konnten.
Das erste Exemplar eines „modernen Klaviers“, eines Hammerklaviers, stammt vermutlich aus dem Jahre 1698 und wurde von einem Bartolomeo Cristofori gebaut. Dieser war seit 1690 am Hofe der Medicis für den Bau der Klaviere verantwortlich und machte sich Gedanken über eine Technik der Anschlagsdynamik, die es Pianisten erlauben würde, dem Instrument unterschiedliche Lautstärken und Klangfarben zu entlocken. Das 1698 gebaute Instrument wurde als „arpicembalo che fà il piano e il forte“ (zu deutsch: „ein Cembalo, das laut und leise spielen kann“) bezeichnet- Cristofori hatte sein Ziel also erreicht. Er experimentierte weiterhin erfolgreich und verwendete so 1722 bereits den sogenannten una-cora-Mechanismus, der die Mechanik leicht seitwärts verschiebt und den Klang damit leiser macht. Die Seitwärtsverschiebung führte deshalb zu diesem Ergebnis, weil Cristofori bereits Doppelsaiten verwendete um den Klang zu intensivieren. Wurde die Mechanik seitwärts verschoben, traf der Hammer nur noch auf eine Saite.
Die von Cristofori entwickelte Anschlagsdynamik beruhte darauf, dass der Hammer mithilfe einer Stoßzunge gegen die Saite geschlagen wurde, diese aber sofort wieder freigab, er fiel also nicht auf die Saite zurück wie bei den alten Cembalos und Clavichorden. Um das Weiterschwingen der Saite wahlweise zu verhindern, hatte Cristofori Dämpfer eingebaut.
Die bereits sehr ausgereiften Modelle von Cristofori wurden im Laufe der Geschichte weiter verfeinert. Johann Andreas Stein erfand um 1775 die Prallmechanik erfunden hatte, bei der die Hämmerchen auf den Tastenhebeln befestigt sind. Dies ermöglichte ein weit ausdrucksvolleres Spiel als es mit den klassischen Hammerklavieren der Fall war. Sebastien Erard entwickelte 1821 die Repetitionsmechanik, ab 1826 wurden die Hammerköpfe mit Filz bezogen, um einen weicheren Klang zu erzeugen. Mit der Entwicklung des Pianinios wurden die bis dahin wegen ihrer vielseitigen Nutzbarkeit und Kompaktheit beliebten Tafelklaviere abgelöst. Carl Römisch erfand 1866 einen gusseisernen Rahmen, der dem Klavier mehr Stabilität verlieh, da er der Druckkraft der Saiten standhalten konnte.