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Letzter Flügel von Franz Liszt ist in Wien zu sehen

Instrument von Erard wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

Der von dem Komponisten und Pianisten Franz Liszt in seinen letzten Lebensjahren genutzte Flügel ist nun Teil der Sammlung Alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums in Wien. Die Leihgabe wird in den Ausstellungsräumen in der Neuen Burg präsentiert. Liszt verwendete das von dem französischen Klavierbauer Erard 1862 gefertigte Instrument bei der Komposition seiner späten Klavierwerke und spielte darauf Besuchern vor. Der Komponist ließ sich den Flügel nach Tivoli bei Rom liefern, nach seinem Tod befand er sich unbeachtet in einer religiösen Institution. Erst wenige Jahre vor der Jahrtausendwende konnte das Instrument von dem italienischen Pianisten Carlo Maria Dominici ausfindig gemacht werden. 2001 wurde es als Leihgabe ins Metropolitan Museum nach New York gebracht, dort allerdings nur wenige Jahre ausgestellt. Der Besitzer entschloss sich daher, den Flügel aus dem New Yorker Museum abzuziehen und ihn als Leihgabe in die traditionsreiche Wiener Sammlung zu integrieren. Aufgrund der restriktiven Ausfuhrbestimmungen der USA habe sich die Auslieferung des mit exotischen Hölzern furnierten und mit Tasten aus Elfenbein und Ebenholz ausgestatteten Flügels verzögert, berichtet der Leiter der Wiener Sammlung. Der Flügel befindet sich in spielbarem Zustand und soll bei Konzerten auch klingender Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Liszt, am 22. Oktober 1811 im ungarischen Raiding im Burgenland geboren, studierte Klavier, Musiktheorie, Harmonielehre und Komposition in Wien, unter anderem bei Carl Czerny. Nach ersten Konzertreisen durch England und Frankreich wohnte er in den 1830er Jahren in Paris und lernte dort neben Balzac und Heine auch Chopin und Berlioz kennen. Im Jahr 1833 lernte er Marie D'Agoult kennen, die als Schriftstellerin unter dem Namen Daniel Stern bekannt wurde. Ab 1835 lebten sie zusammen in Genf und Italien und bekamen drei Kinder, darunter Cosima, die spätere Frau Richard Wagners. 1842 ernannte man Franz Liszt zum Hofkapellmeister der Stadt Weimar. Nach einer enttäuschten Beziehung zur Fürstin Sayn-Wittgenstein nahm Liszt 1859 die niederen geistlichen Weihen und lebte anschließend als Abbé Liszt in Rom, Budapest, Weimar und Bayreuth. Im Jahr 1875 ernannte man ihn zum Präsidenten der ungarischen Musikakademie in Budapest. Franz Liszt komponierte Orchester-, Vokal-, Orgel- und Klavierwerke. Er starb am 31. Juli 1886 in Bayreuth.

Die Sammlung historischer Musikinstrumente ist Teil des Kunsthistorischen Museums Wien. Sie feiert 2016 ihr 100-jähriges Bestehen und gehört zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen historischer Musikinstrumente, insbesondere im Bereich der Renaissance- und Barockinstrumente. Der Schwerpunkt liegt auf Holzblasinstrumenten der Renaissance, Streichinstrumenten und vor allem auf Wiener Hammerklavieren, an denen die Geschichte des Wiener Klavierbaus nachvollzogen werden kann. Ein Teil der restaurierten Instrumente befindet sich in spielbarem Zustand und wird regelmäßig bei Konzerten zum Klingen gebracht. Der Bestand, der sich größtenteils aus Instrumenten ehemals habsburgischen Besitzes zusammensetzt, wird stetig erweitert. Zudem wird die Präsentation der historischen Instrumente durch Forschungsprojekte flankiert. In den vergangenen Monaten gab es Debatten um den Verbleib der Instrumentensammlung in der Neuen Burg, da das Kunsthistorische Museum neu geordnet werden soll (klassik.com berichtete).


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