Magazin: CD-Kritiken
Werke von Rautavaaa & Martinu

Werke von Rautavaaa & Martinu: Olli Mustonen, Lahti Symphony Orchestra, Dalia Stasevska
Grüblerisch und extrovertiert
Olli Mustonen und das Lahti Symphony Orchestra unter Dalia Stasevska spielen seltenes Repertoire des 20. Jahrhunderts: Die jeweils dritten Klavierkonzerte von Einojuhani Rautavaara und Bohuslav Martin?.
Vladimir Ashkenazy bestellte bei Einojuhani Rautavaara ein Klavierkonzert, das er selbst vom Flügel aus leiten wollte, wie es etwa zu Mozarts Zeiten üblich war. Ashkenazy selbst hat das Konzert so auch aufgenommen. Rautavaaras finnischer Landsmann und Kompositionsschüler, der Pianist Olli Mustonen tritt zwar, wie Ashkenazy, ebenfalls als Dirigent in Erscheinung, überlässt in seiner neuen Aufnahme des Konzerts aber dennoch, wie es heute üblich ist, die Orchesterleitung der Dirigentin Dalia Stasevska. Sie ist erst seit kurzem Chefdirigentin des Symphonieorchesters der finnischen Stadt Lahti, das unter ihrer Leitung in dieser Produktion einen ganz hervorragenden Eindruck macht. Alles wirkt präzise und gut ausbalanciert, die Bläser klingen besonders schön. Die Aufnahme beim Label BIS entstand in der Heimat des Orchesters und ist auch tontechnisch sehr ansprechend, der Klang wirkt groß und doch transparent.
Obwohl das Werk auch seine aggressiven Seiten hat, wirkt es über weite Strecken meditativ und sehr ruhig. Auch der Finalsatz, der zunächst energisch beginnt, verklingt schließlich im Pianissimo. In einigen Bläserfiguren sind klare Anklänge an Sibelius zu hören, auch wenn die Klangsprache generell eine ganz andere ist. Rautavaaras drittes Klavierkonzert trägt den Titel „Gift of Dreams“ und wurde erst 1999 uraufgeführt. Grundsätzlich ist es in einer leicht herben, aber recht gut zugänglichen Tonsprache gehalten.
Mindestens ebenso zugänglich und keinesfalls avantgardistisch klingt Bohuslav Martin?s drittes Klavierkonzert. Passend dazu wird der Komponist im Beiheft mit der im Grunde doch durchaus sympathischen Aussage zitiert: „Musik ist keine Frage des Kalküls“. Das Konzert entstand 50 Jahre vor dem Rautavaaras, 1947/48 im amerikanischen Exil des Komponisten für den Pianisten Rudolf Firkušný. Der spielte die Uraufführung und nahm es fast 45 Jahre später (1993) auch auf CD auf. Das Werk hat einen ganz anderen Charakter als Rautavaaras Konzert. Im Vergleich ist Martin?s Werk insgesamt viel extrovertierter, positiver und heller gehalten, teilweise auch tänzerischer. Es steht der Tradition des Virtuosenkonzerts näher, Solist und Orchester können mit diesem Werk ohne Frage besser glänzen als mit Rautavaaras etwas grüblerischem Konzert. Diese Gelegenheit lassen sich Olli Mustonen und vor allem auch das Orchester nicht entgehen, die Wiedergabe ist ausgesprochen brillant und lebhaft.
Dr. Jan Kampmeier, 15.09.2023
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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