Magazin: CD-Kritiken
...nicht nur Fantasie-Stücke

Details zu ...nicht nur Fantasie-Stücke: Lisa Shklyaver, Georgy Voylochnikov

...nicht nur Fantasie-Stücke: Lisa Shklyaver, Georgy Voylochnikov

Nicht nur Fantasiestücke

Lisa Shklyaver und Georgy Voylochnikov spielen Standartrepertoire von Schumann und Gade sowie Raritäten von Gretschaninow und Medtner für Klarinette und Klavier.

Mit ihrer Interpretation der Fantasiestücke op. 73 für Klarinette und Klavier von Robert Schumann sind Lisa Shklyaver und Georgy Voylochnikov nah an der Vollendung. Doch das beliebteste Werk, das die Musikgeschichte für diese Besetzung zu bieten hat, ist dutzendfach aufgenommen worden, und an anderen sehr guten Einspielungen herrscht daher kein Mangel. Ähnlich sieht es bei den kaum weniger beliebten Fantasiestücken op. 43 von Niels Wilhelm Gade aus: So gelungen diese Aufnahme auch sein mag, spannend wird die neue Platte im Grunde erst durch die beiden anderen Werke, zwei Sonaten, die kaum bekannt sind. „Nicht nur Fantasiestücke“ haben darum die beiden Musiker ihr Album genannt.

Da wäre die sogenannte „Sonate-Vocalise“ op. 41/1 von Nikolaj Medtner. Sie ist eigentlich für Klavier und Singstimme geschrieben, aber ohne Text, eben auf Vocalise. Insofern bietet sie sich natürlich für eine instrumentale Aufführung an. Insbesondere die Klarinette, der ja immer gerne eine besondere Ähnlichkeit zur menschlichen Stimme bescheinigt wird, scheint da geeignet. Andererseits hat die Klarinette einen größeren Tonumfang, der hier ungenutzt bleibt, und ebenso die technischen Möglichkeiten. Virtuosität ist auf einem Instrument eben viel besser möglich als mit der Singstimme, daher ist der technische Anspruch an einen Instrumentalisten in diesem Werk nicht besonders hoch. Insgesamt scheint Medtners Sonate-Vocalise daher für die Klarinette doch nur mäßig interessant.

Ganz anders ist es in der Sonate Nr. 2 op. 172 von Aleksandr Gretschaninow (1864 – 1956), die für die Klarinette wesentlich spannender ist. Sie entstand erst 1943, ist zwar alles andere als atonal, aber dennoch so gestaltet, dass man ihr die Entstehungszeit anhört. Die zweisätzige Form mit Variationen über ein folkloristisch anmutendes Thema an zweiter Stelle ist ungewöhnlich für eine Sonate. In diesem zweiten Satz hat auch das Klavier größere Solopassagen, die Klarinette hat eine virtuose Kadenz, wie man sie eigentlich nur in Konzerten findet.

Diese Kadenz könnte wohl noch etwas entschlossener, zupackender angegangen werden, als es Lisa Shklyaver in ihrer Aufnahme getan hat. Bei ihrer Klarinette wurden außerdem durch die ausgesprochen natürlich wirkende Tontechnik immer wieder auch etwas unschöne Ansatzgeräusche mit eingefangen. Dafür wird allerdings auch die Artikulation und vor allem die lebhafte dynamische Gestaltung der Klarinettistin, vor allem ihr Pianissimo sehr plastisch hörbar. Das gleiche gilt für Georgy Voylochnikov, der am Klavier erstaunlich viele Details hörbar werden lässt, die sonst oft untergehen, der überaus präzise artikuliert und die gesamte dynamische Bandbreite sehr gut und sehr überzeugend ausnutzt. Das virtuose Zusammenspiel der beiden Musiker gelingt grandios.

Der Pianist hat auch die außerordentlich umfangreichen, dabei aber vielleicht etwas weitschweifigen Einführungstexte für das Beiheft verfasst, das außerdem eine ganze Reihe schöner Fotos der beiden Künstler enthält.


Dr. Jan Kampmeier, 03.08.2023

Label: ARS Produktion
Interpretation: 
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Booklet: 




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