Magazin: CD-Kritiken
Trios for Piano, Clarinet & Cello

Details zu Trios for Piano, Clarinet & Cello: Bawandi Trio

Trios for Piano, Clarinet & Cello: Bawandi Trio

Gelungenes Debüt mit lohnenden Raritäten

Das Bawandi Trio spielt Klarinettentrios von Robert Kahn und Vincent d?Indy

Die Wiederentdeckung seltener, weitgehend vergessener Werke ist sozusagen der Markenkern des Labels cpo. Natürlich können nicht alle dieser Entdeckungen absolut spektakulär sein. So würde ein direkter Vergleich der Klarinettentrios von Robert Kahn und Johannes Brahms (an dem er sich orientiert) wohl ziemlich klar zugunsten von Brahms ausfallen. Ob allerdings ein Werk wie das Brahms-Trio, von dem es dutzende Einspielungen gibt, zu denen jährlich weitere dazu kommen, in der (geschätzt) 53. Aufnahme immer noch spektakulärer wäre als Kahns Trio, sei dahingestellt. Denn das hört man, selbst wenn es nicht die allererste Aufnahme ist, vielleicht zum ersten Mal und hat auch ziemlich gute Chancen, ihm niemals im Konzert zu begegnen.

Und schließlich hat man nach dem Hören von Kahns 1906 veröffentlichten Klarinettentrio g-Moll op. 45 den Eindruck, ein richtig lohnendes Stück kennen gelernt zu haben. Der mit „Allegretto quasi Andantino“ überschriebene zweite Satz, klar als Intermezzo in Brahms’ Stil konzipiert, klingt stellenweise ganz reizend, und das Finale ist ein lebhaftes Presto, das wirklich Spaß macht – was will man mehr?

Auch das Bawandi Trio, das diese Platte eingespielt hat, kennt man noch nicht, es wurde erst ganz neu gegründet. Pianist Mario Häring punktet auf dieser Debüt-Platte des Ensembles mit herrlich knackigem Spiel, Klarinettist Patrick Hollich und Cellist Alexandre Castro-Balbi spielen ihren Part mit schönem, sehr angenehmem und rundem Ton.

Unter Hochspannung

Das Trio op. 29 von Vincent d’Indy klingt, obwohl es fast 20 Jahre älter ist als das von Robert Kahn, sehr viel moderner. Die Harmonik ist komplexer, im ersten Satz werden immer wieder einzelne 7/8-Takte in den eigentlichen Viervierteltakt eingeschoben. Die Form ist in diesem sehr umfangreichen, über weite Strecken unter Hochspannung stehenden Satz vielleicht etwas unübersichtlich. Klanglich ist er allerdings äußerst spannend, und da ist den Interpreten die Umsetzung besonders gut gelungen. Allein das häufig eingesetzte Unisono von Klarinette und Cello, das eine heikle Angelegenheit sein kann, klingt hier einfach wunderbar, außerdem verwirklicht das Bawandi Trio immer wieder ein wirkliches Flüster-Pianissimo.

Im herrlich quirligen zweiten Satz spürt man die pure Spielfreude der Interpreten, im ausdrucksvollen „Chant élégiaque“ herrscht große Klangseligkeit und im Finale gleich beides auf einmal. Dazu kommen vorbildliche Präzision, rhythmische Klarheit, Virtuosität, gut gewählte Tempi und klare Artikulation. Diese Aufnahme eines großformatigen und sehr ansprechenden Werkes ist rundum gelungen. Die Klangtechnik setzt das Ensemble außerdem nahezu perfekt in Szene.


Dr. Jan Kampmeier, 17.07.2023

Label: cpo
Interpretation: 
Klangqualität: 
Repertoirewert: 
Booklet: 




Video der Woche:

Rubinstein spielt Chopin - Etude As-dur op.25 Nr 1

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