Magazin: CD-Kritiken
Moment of Eternity

Details zu Moment of Eternity: Minsoo Hong, Klavier

Moment of Eternity: Minsoo Hong, Klavier

Einfühlsam erzählt

Minsoo Hong illustriert pianistische Klanggemälde.

„Moments of Eternity“ lautet der etwas schwülstige Titel der neuen CD, die der koreanische Pianist Minsoo Hong bei Genuin vorgelegt hat. Anders als so manche in leere Worthülsen gekleidete, dem kommerziellen Trend so genannter „Konzeptalben“ liegende Veröffentlichungen, ist darauf aber alles andere als „Evergreens“ der leichten klassischen Muse, sondern ein überlegt zusammengestelltes, anspruchsvolles Programm enthalten.

Intensive Spannungsfelder

Am Beginn stehen Liszts „Deux Légendes“ S. 175, in der ersten („St. François d´Assise. La prédication aux oiseaux“) lässt er mit virtuos perlenden Arpeggien und Passagenwerk auf der einen, farblich subtiler Illustration dieses Klanggemäldes auf der anderen Seite aufhorchen. Im kontemplativen Mittelteil erzeugt er intensive Spannungsfelder. In der zweiten Episode („St. François de Paule marchant sur les flots“) wird sein Spiel den starken Kontrasten zwischen vollgriffiger Klangwucht und wuchtigem Impetus auf sublimen Pianissimo-Sphären, mit denen das Stück ausklingt, bestens gerecht. Schon das sind keine verkaufswirksam zusammenkompilierten Allerweltsstückchen, erst recht gilt das für Karol Szymanowskis „Masques“ op. 34. Auch diesen Miniaturporträts („Shéhérazade“, „Tantris le bouffon“ und „Sérénade de Don Juan“) liegen Geschichten zu Grunde, die Hong mit hoher musikalischer Präsenz und Einfühlungsvermögen erzählt. Messerscharfe Akzentuierungen und rhythmische Impulse halten die Spannung kontinuierlich hoch, harmonische Reibungspunkte kommen wirkungsvoll zugespitzt zur Geltung.

Dezidierte Gestaltung

Enthalten ist außerdem mit Schumanns „Carnaval“ op. 9 einer der großen romantischen Klavierzyklen, von dem es vergleichsweise eine Fülle von Einspielungen gibt. Hong findet einen selbstbewussten, erstaunlich souveränen Weg durch diese rasch wechselnde, kaleidoskopartige Folge von „Scènes Mignonnes“, wie Schumann sie bezeichnet hat. Angefangen von kraftvoll schwelgenden Akkorden des „Préambule“, ist er im weiteren Verlauf nicht nur den hohen spieltechnischen Anforderungen problemlos gewachsen, sondern stellt auch hier seine Fähigkeit zu dezidierter musikalischer Gestaltung unter Beweis. Dem „Arlequin“ sitzt der herausfordernd blitzende Schalk im Nacken, „Valse noble“ und „Valse allemande“ strahlen beweglich phrasierte Noblesse aus. „Florestan“ und „Eusebius“ prallen mit der ganzen Gegensätzlichkeit ihrer Temperamente aufeinander, mit vitalem Esprit bringt er den ruhelos tänzelnden Charakter von „A.S.C.H.“ auf den Punkt. Mit hoher lyrischer Intensität hält er beispielsweise in „Aveu“ inmitten des bunt maskierten Treibens inne. Großmeister wie Alfred Brendel, Jewgenij Kissin oder György Cziffra. haben hier hohe Messlatten gelegt, Hongs Interpretation braucht sich aber vor klangvollen Namen keineswegs zu verstecken.


Oliver Bernhardt, 05.09.2023

Label: Genuin
Interpretation: 
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Repertoirewert: 
Booklet: 




Video der Woche:

Rubinstein spielt Chopin - Etude As-dur op.25 Nr 1

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