Magazin: CD-Kritiken
Lyrisches Intermezzo

Lyrisches Intermezzo: Werner Güra, Laura Ruiz Ferreres, Christoph Berner
Lieder mit Klarinette
Werner Güra, Laura Ruiz Ferreres und Christoph Berner singen und spielen Gade, Spohr, Schubert und mehr.
Es gibt ein kleines Repertoire an Liedern für Singstimme, Klavier und Klarinette, das mehr oder weniger bekannt ist. In erster Linie zählen Louis Spohrs „Sechs deutsche Lieder“ op. 103 dazu, außerdem natürlich Schuberts „Hirt auf dem Felsen“ – wenn man den denn als Lied zählen will. Diese Stücke finden sich auch auf der neuen Platte mit dem Tenor Werner Güra, der Klarinettistin Laura Ruiz Ferreres und dem Pianisten Christoph Berner. Hinzu kommen weniger bekannte Lieder von Conradin Kreutzer (Das Mühlrad) und Giacomo Meyerbeer (Hirtenlied). Den Titel „Lyrisches Intermezzo“ leiht sich die Platte von einem Lied aus Franz Lachners op. 82 (zu dem eigentlich noch ein zweites gehört: „Seit ich ihn gesehen“), und das wiederum hat ihn von Heinrich Heine, der in seinem Lyrischen Intermezzo unter anderem das Gedicht „Auf Flügeln des Gesanges“ veröffentlichte, das natürlich vor allem durch die Vertonung von Felix Mendelssohn Bartholdy bekannt ist. Ganz so eingängig ist Lachners Fassung nicht, dafür aber ungleich dramatischer. Die Auswahl enthält noch einen weiteren durch eine andere Vertonung sehr bekannten Text, nämlich Joseph von Eichendorffs „In einem kühlen Grunde“. Auch in diesem Fall ist Conradin Kreutzers Version deutlich dramatischer angelegt als die bekannte Silcher-Fassung.
Der Text in Schuberts „Hirt auf dem Felsen“ deutet zwar eindeutig auf einen männlichen Sänger, dennoch wird er viel häufiger von Sopranistinnen gesungen, und komponiert hat ihn Schubert denn auch für die Sängerin Anna Milder-Hauptmann. Auch die meisten der anderen Lieder sind eher für eine Sopranstimme gedacht, und das merkt man ihrer Satzart zum Teil auch an: Wenn etwa die Klarinette eine Terz über der Singstimme spielt, wird daraus eine Dezime, wenn ein Tenor singt, spielt die Klarinette eine Sexte unter der Sängerin, so liegt sie bei einem Tenor eine Terz darüber. Und auch die viel beschworene Ähnlichkeit des Klarinettentons mit der menschlichen Stimme bezieht sich im Grunde natürlich nur auf die weibliche Stimme. Pianist Christoph Berner streicht das im Beiheft als Vorteil heraus, doch man könnte auch anders argumentieren: Bestimmte von den Komponisten intendierte Klangwirkungen gehen in dieser Aufnahme mit Tenor verloren.
Doch die Lieder sind auch so noch durchaus attraktiv, und Werner Güra macht eine gute Figur darin. Mit seiner Stimme kann er besonders lyrische, aber durchaus auch aufgewühlte Passagen der Kompositionen sehr gut ausdrücken, den Text versteht man ohne Probleme. Laura Ruiz Ferreres spielt ihren Part ausgesprochen brillant, wie besonders der Vergleich mit anderen Aufnahmen zeigt. Das ist sicher nicht verkehrt, denn besonders Spohr hat die Klarinettenstimme teilweise ziemlich virtuos gesetzt, und selbst für Schuberts „Hirt auf dem Felsen“ gilt das im Schlussteil. Niels Wilhelm Gades Fantasiestücke op. 43 hingegen, die zwischen den Liedern eingestreut sind, könnte man vielleicht etwas sanfter anlegen. Die Rolle des Klaviers in den Liedern ist durch das zusätzliche Melodieinstrument teilweise reduziert, bei Schubert sogar sehr deutlich. Die Balance der drei Interpreten ist in der beim Deutschlandfunk in Köln entstandenen Aufnahme ausgewogen und somit gut gelungen.
Dr. Jan Kampmeier, 28.06.2023
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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