Magazin: CD-Kritiken
Nowowiejski: Piano Concerto, Cello Concerto

Nowowiejski: Piano Concerto, Cello Concerto: Poznan Philharmonic Orchestra, Lukasz Borowicz
Ohne Orchesterliebe
Der Orchesterpart dieser zwei Konzertwerke gerät allzu äußerlich-handwerklich.
Die verdienstvolle Reihe der Orchestermusik Feliks Nowowiejskis setzt ?ukasz Borowicz mit der Filharmonia Pozna?ska mit zwei Konzertwerken aus der späten Schaffensphase fort. Das Cellokonzert e-Moll op. 55 aus dem Jahr 1938 verbindet heroische Kraft, lyrische Melodismen und spannungsvolle Texturen. Bei Nowowiejskis späten Partituren muss man auf besonders spannungsvolle Wiedergabe achten, damit sie nicht ins Deskriptiv-Belanglose abgleiten. Dies geschieht hier leider gelegentlich, sowohl bedingt durch das Spiel des Solisten Bartosz Koziak als auch der Filharmonia Pozna?ska unter ?ukasz Borowicz. Die kompositorischen Texturen laden zu dieser Lesart ein – orchestrale Akkuratesse ist aber bei diesen Werken, bei denen es um essenziell Vitales geht, das am wenigsten Relevante. Selbst das zentrale Andante tranquillo klingt hier ‚objektiviert‘, mehr buchstabiert als innerlich empfunden. Die finale Passacaglia, in zwei Fassungen dargeboten, gerät hier gar zur veräußerlichten filmmusikalischen Illustration statt zur existenziellen Entäußerung.
Falscher Zugang?
Dem Klavierkonzert d-Moll op. 60 aus dem Jahr 1941 wurde später der Beiname ‚das Slawische’ gegeben. Nowowiejski musste vor den Nazis fliehen und ging in Krakau in den Untergrund, wo er bis Kriegsende blieb (er starb 1946). Auch hier gerät die Wiedergabe, diesmal mit dem Solisten Jacek Kortius, stark äußerlich-illustrativ, auch wenn Kortius sein Möglichstes dazu beiträgt, den beiläufig, geradezu äußerlich-handwerklich dargeboten Orchesterpart vergessen zu lassen. Kortius verliert sich gelegentlich im Detail, betont vielfach eher das Innerliche denn die innerlich aufgewühlte Emotion und bedürfte einer führenden Hand eines Dirigenten, der die Dimensionen des Orchesterwerks rundum internalisiert hat. Doch Klangfarben und große Bögen scheinen wichtiger als spannungsvolle Beziehungen, vielleicht sogar eine gewisse Rauung der Texturen mit Blick auf die Zeit der Entstehung. Schönklang ist nicht alles, hier sogar gerade der falsche Zugang.
Vielleicht wäre ?ukasz Borowicz anzuraten, dass er sich für ein paar Projekte weniger engagieren ließe, diese dafür aber mit vollem Herzblut realisieren könnte. Vielleicht würde es auch schon reichen, ihm die Möglichkeit des Konzerterlebnisses ergänzend für die CD-Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen; er wäre nicht der erste Dirigent, der im Kontakt mit dem Publikum ganz andere emotionale Facetten der Musik zum glühen bringen könnte als ‚allein im Studio‘.
Dr. Jürgen Schaarwächter, 02.01.2023
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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