Magazin: CD-Kritiken
Beethoven: Sonatas Vol. 2

Details zu Beethoven: Sonatas Vol. 2: Daniel Heide, Klavier

Beethoven: Sonatas Vol. 2: Daniel Heide, Klavier

'Mondschein', 'quasi una fantasia' und 'Marcia funebre'

Daniel Heide und seine gelungene Fortsetzung der Einspielung sämtlicher Klaviersonaten Beethovens.

Der Verfasser dieser Kritik hat bereits das erste Volume der in Erarbeitung befindlichen Gesamteinspielung aller Beethoven-Sonaten durch Daniel Heide rezensiert und hier am Ende der Besprechung die Hoffnung geäußert, dass der Pianist in den weiteren Aufnahmen insgesamt mehr überzeugen möge. Dabei waren aus Kritikersicht weniger die Heide besonders liegenden lyrisch-intimen Momente der Sonaten op. 13 (Pathetique), op. 14 (Nr. 1 & 2) sowie op. 27 (Nr. 1) gemeint, als vielmehr die treffendere Herausstellung ihrer prozessualen Qualitäten und formalen Dramaturgien. Grundsätzlich kann konstatiert werden, dass dies Heide in seinem zweiten Volume des Sonatenzyklus besser gelungen ist, was aber möglicherweise auch mit einer geschickteren Werkauswahl zusammenhängt.

Heide bietet auf der CD die Pastorale op. 28, die Mondscheinsonate op. 27 (Nr. 2) sowie die As-Dur-Sonate op. 26, also allesamt Kompositionen aus der mittleren Schaffensphase, kurz vor Beginn von Beethovens sogenanntem „neuen Weg“ (op. 31). Die Werke weisen zwar auch wilde, stürmische und eruptive Temperamente auf, im Ganzen aber dominieren eher beseelte bis melancholische Charaktere, die damit den Kompetenzen des vortrefflichen Liedbegleiters Heide besonders entsprechen.

Wunderbar fließend

Rundum ausgewogen und mit satt-strahlendem Klangausdruck gelingt Heide der Kopfsatz der Pastorale; wunderbar fließend und eindringlich gestaltet er das „quasi una fantasia“ des Eröffnungssatzes von op. 27/2; grandios erscheinen weiterhin die Steigerungsbögen der finalen Kopfsatzvariation (Nr. 5) in op. 26 mit ihren sich sukzessive verkürzenden Wechselnoten und Trillern der Oberstimme. Zwar wählt Heide für die Variationen recht kontrastierende Tempi, so dass bisweilen die Gefahr droht, den Zyklus als einheitliches Konzept aus den Augen zu verlieren. Doch versteht er es am Ende des Satzes, den dramaturgisch nicht ganz einfach zu erfassenden Entwicklungsverlauf der Variationen konsistent zu präsentieren.

Ein wenig zu oberflächlich und glatt gerät unter seinen Händen hingegen der Mittelsatz der Mondscheinsonate, den Liszt einst so treffend als „eine Blume zwischen zwei Abgründen“ bezeichnet hat. Abgründigkeit und Wildheit vermisst man auch im Finale – vor allem dann, wenn man zu einem direkten Vergleich mit Referenzaufnahmen eines Solomon oder Gulda greift. Darauf kann man freilich auch verzichten, doch wird einem erst vor dem Hintergrund der reichen Interpretationsgeschichte dieser Sonate bewusst, was hie und da bei Heide an Potentialen im Bereich rhythmischer Konsequenz, motorischer Dringlichkeit und düsterer Beseelung verschenkt wird. Auch der hektisch-verspielte Schlusssatz der As-Dur-Sonate op. 26, um bei dem Finalitätsproblem zu bleiben, will Heide weniger glücken, wirkt doch hier – wie schon in dem Volume 1 seiner Beethoven-Serie – vieles zu sortiert bzw. blockhaft nebeneinandergestellt, da der Pianist die einzelne Phrase und motivische Kontur allzu monadisch, das heißt nicht integral-prozessual versteht.

Trotz allem bleibt am Ende der Gesamteindruck einer weitaus überzeugenderen Interpretationsleistung, was Vorfreude auf die noch folgenden Beethoven-Einspielungen von Daniel Heide weckt.


Dr. Kai Marius Schabram, 11.07.2023

Label: CAvi-music
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