Magazin: CD-Kritiken
Telemann: Suites & Concerto

Details zu Telemann: Suites & Concerto: Altberg Ensemble, Peter van Heyghen

Telemann: Suites & Concerto: Altberg Ensemble, Peter van Heyghen

Forsch und erfrischt

Eine frische, zupackende Telemann-Lesart durch das polnische Altberg Ensemble und seinen Leiter Peter Van Heyghen. Das Programm zeigt einen schönen Ausschnitt der stilistischen Elastizität und Wendigkeit des Komponisten.

Georg Philipp Telemann und Polen – das ist eine Verbindung, die sich dank seiner, wenn auch nur kurz währenden, Zeit in Diensten des Grafen von Sorau durchaus schlüssig zeigen lässt. Angetrieben war der junge Komponist hier wie auf späteren Stationen seines Berufswegs dabei vom wachen Interesse an den ihn umgebenden musikalischen Traditionen und Eigenheiten. Der belgische Blockflötist, Musikwissenschaftler und Ensembleleiter Peter Van Heyghen und das in ?ód? beheimatete Altberg Ensemble erkunden jetzt beim Label DUX instrumentales Repertoire mit solchen Impulsen in einem Streifzug durch drei Ouvertüren und ein Konzert. Die Werke enthalten die erwartbaren Polonaisen, zum Beispiel im Concert Polonois für Streicher und Basso continuo oder der a-Moll-Ouvertüre mit je zwei Blockflöten und Oboen. Zugleich sind diese Kompositionen keineswegs einseitig charakterisiert, sondern zugleich als mustergültige Beispiele für den von Telemann gepflegten gemischten Stil anzusprechen, der die Strömungen und Moden seiner Zeit souverän aufgriff und mit der eigenen Inspiration veredelte, auf neue ästhetische und formale Höhen führte, auch Eigenwilligkeiten durchmaß. Die wie stets farbige Palette an erklingenden Instrumenten – von den schon angesprochenen Blockflöten und Oboen über Traversflöten mit Horn bis zur Pracht zweier auf Paukenbasis agierender Trompeten – ermöglicht Kombinationen von individuellem Charme, die natürlich das Gesamtgepräge und die affektive Wirkung der einzelnen Kompositionen bestimmen, zugleich bezaubernde Kleinkonstellationen erlauben.

Zupackende Lesart

Das 2017 gegründete und vor allem in der Region um ?ód? sehr aktive Altberg Ensemble leitet seinen Namen von der polnischen Cembalistin und Pianisten Emma Altberg (1889-1983) her, die als Schülerin der großen Wanda Landowska einer besonders renommierten polnischen Traditionslinie der Beschäftigung mit älterer Musik angehört. Die Formation pflegt – angeführt von elf Streichern – einen forschen, erfrischten Zugriff auf das Material; in mancher Wendung wirkt das sogar dezidiert schroff, die rhythmische Faktur betonend und kantige Klanggestalten evozierend. Dennoch: Auch Klingende Delikatesse und kultiviertes Spiel bekommen ausreichend Raum – die Befähigung auch zu diesen Qualitäten wird nonchalant nachgewiesen. In den raschen Sätzen wird eine bezwingende Ensemblevirtuosität entfaltet, dazu lässt sich eine spielerische Leichtigkeit hören, die für Varianz sorgt und das Portfolio des Ensembles rundet.

Die Tempi werden in einem klar gezeichneten und klug gewichteten Tableau geordnet, mit folglich ausgeprägten Satzcharakteren und spannungsreicher Beziehung zueinander. Dynamisch setzt das Ensemble auf kontrastreiche, terrassierende Effekte; es schert die Sätze dennoch nicht über einen Kamm, sondern gesteht ihnen Binnenentwicklungen auf engem Raum zu. Intoniert wird auf kerniger Basis, klar profiliert, in fein ausgehörter Interaktion der verschiedenen instrumentalen Sphären. Prasselnder Intensität werden edle Lyrismen gegenübergestellt; gerade die verschiedenen solierenden Flöten stehen dafür, ebenso ein seelenvolles Streicherlegato. Das Klangbild ist plastisch, in überzeugender Staffelung, voller Struktur und praller Klanglichkeit, dabei angenehm erwärmt.

Eine frische, zupackende Telemann-Lesart durch das polnische Altberg Ensemble und seinen Leiter Peter Van Heyghen. Das Programm zeigt einen schönen Ausschnitt der stilistischen Elastizität und Wendigkeit des Komponisten.


Dr. Matthias Lange, 02.12.2022

Label: DUX
Interpretation: 
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