Magazin: CD-Kritiken
Noskowski / Franck: Sonatas for Violin & Piano

Noskowski / Franck: Sonatas for Violin & Piano: Adam Wagner, Dariusz Noras
In direktem Klang
Eine spannende Kopplung zweier Violinsonaten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist weder interpretatorisch noch klanglich rundum überzeugend.
Die vorliegende CD überrumpelt vom ersten Takt durch ihren direkten, den Hörer unmittelbar involvierenden Klang. Eine Distanz zum Publikum ist nicht vorgesehen, und das ist auch gut so. In unterschiedlicher Weise 'bedienen' diese beiden Sonaten für Violine und Klavier die spätromantische Ästhetik - weniger in Richtung einer Tiefgründigkeit à la Brahms, aber doch voll starker Emotionalität. Die a-Moll-Sonate des Warschauers Zygmunt Noskowski (1849–1909) entstand vermutlich während seines Studiums bei Friedrich Kiel in Berlin 1872-75. Hierfür spricht auch die verhältnismäßig konventionelle Harmonik, die viele Kiel-Schüler nach Ende ihres Studiums bei Kiel zunächst auszeichnete. Doch schon in seiner Emotionalität zeigen sich Noskowskis Eigenheiten, nicht nur in dem in seiner Weise ganz eigenen Molto andante con variazioni, des Zentrums der dreisätzigen Sonate. Leider zeigen sich in diesem Satz sowohl spieltechnische als auch aufnahmetechnische Unsicherheiten - gelegentlich ist hier die Balance zwischen Klavier und Violine nicht ganz ausgewogen.
Manchmal zu beiläufig
Ganz andere, dennoch vergleichbare Emotionalität bietet César Francks A-Dur-Sonate, 1886 als Hochzeitsgeschenk für Eugène Ysaÿe entstanden. Die Sonate folgt dem Beethoven’schen Typus der „Sonata quasi una Fantasia“, der im Lauf des 19. Jahrhunderts große Beliebtheit erlangte. Auch hier ist es wichtig, die Emotionalität genau zu dosieren, nicht in Überemphase oder umgekehrt in Kitsch abzugleiten. Ganz entgehen Adam Wagner und sein Pianist Dariusz Noras dieser Gefahr nicht - an entscheidenden Stellen ist das Rubato um entscheidende Nuancen zu gedehnt, der Klavierpart zu beiläufig dargeboten. Auch schiebt das Klavier die Violine hier gelegentlich etwas 'zur Seite'.
Bei allen Mängeln im Detail - die Produktion überzeugt durch ihre unbedingte Passion und nicht minder spannungsvolle Ausarbeitung der leisen Töne, selbst wenn sie gelegentlich etwas übers Ziel hinausschießt. Die beiden Musiker haben sie dem polnischen Geiger Jan Stanienda (1953–2021) gewidmet.
Dr. Jürgen Schaarwächter, 11.11.2022
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |