Magazin: CD-Kritiken
Wilms: The Piano Concertos Vol.1

Details zu Wilms: The Piano Concertos Vol.1: Ronald Brautigam, Kölner Akademie Michael Alexander Willens

Wilms: The Piano Concertos Vol.1: Ronald Brautigam, Kölner Akademie Michael Alexander Willens

Entspannt

Etwas mehr Drive könnten die mit Eleganz und Esprit vorgetragenen Klavierkonzerte Nr. 1-3 von Johann Wilhelm Wilms vertragen.

Während sich die Musikwissenschaft in dieser Hinsicht immer noch viel zu bedeckt hält, hat die Musikpraxis Beethovens Zeitgenossen schon längst entdeckt und nimmt sie ernst. Zu den besonders dankbaren Kandidaten gehört Johann Wilhelm Wilms (1772–1847), aus einem kleinen Ort nordöstlich von Köln stammend, der 1791 nach Amsterdam ging, wo er sich zunächst als Flötist und Pädagoge, später auch als Komponist profilierte. Zu seinem Schaffen zählen sieben Sinfonien und mindestens fünf Klavierkonzerte, dazu eine beachtliche Menge an Instrumentalmusik für unterschiedliche Besetzungen. Die Klavierkonzerte hat Ronald Brautigam für die SACD-Gesamteinspielung für das Label BIS neu ediert.

Ein Hauch Frühromantik

Die Klavierkonzerte E-Dur op. 3, C-Dur op. 12 und D-Dur op. 26 entstandenen etwa 1796, 1807 und 1810. Stilistisch sind sie eher klassisch-konservativ, mit kaum einem Hauch Frühromantik, doch mit einigen spannenden Klangfarben (etwa die Eröffnung von Op. 26 mit tiefen Streichern, den sich zunächst einige Bläser zugesellen, woraus sich dann der Orchesterklang entwickelt). Wilms wusste mit dem Orchester umzugehen, und die Kölner Akademie (die bereits 2007 eine Wilms-CD vorlegte, in der neben dem Flötenkonzert und einer Sinfonie auch das mittlere der drei hier eingespielten Klavierkonzerte enthalten ist) hat hörbar Freude an der Musik. Dennoch wünscht man sich von Willens und seinen Musikern gelegentlich etwas mehr Attacke, mehr mitreißende Spielfreude, auch mehr Mut zum Risiko.

Alle drei Werke sind von ähnlichem Formkonzept, ein expressives Poco Adagio wird von einem Allegro-Eröffnungssatz und einem Schlussrondo umrahmt, im dritten Konzert einem Rondo alla Polacca. Die stilistische Entwicklung zwischen den Kompositionen ist deutlich zu hören (gerade auch zwischen dem zweiten und dritten Konzert), doch bleibt auch Wilms hier hinter den Möglichkeiten, die seine Zeit bot, gerade mit Blick auf harmonische Möglichkeiten etwas zurückhaltend (mehr Haydn als Hummel sozusagen).

Ronald Brautigam und die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens erkunden die Musik mit viel Esprit und Einfühlungsvermögen. Die SACD-Aufnahmetechnik in der Wuppertaler Immanuelskirche bringt alle vorhandenen Klangfarben zum Leuchten, doch fehlt leider ein besonderer Aspekt: Der Hammerflügel – ein nicht genanntes von Paul McNulty betreutes Instrument – spricht zwar gut an und ist ausgewogen im Klang, aber viel zu sehr; umgekehrt: Es fehlt an Eigencharakter, an inspirierten und inspirierenden Farbdimensionen gerade beim Soloinstrument. Gerade hierdurch – und vielleicht auch weil Willens die Musik nicht mit jener Verve darbietet, wie dies ehedem Concerto Köln im Falle der Sinfonien 6 und 7 taten – ‚hebt die Musik nicht richtig ab‘. Schade um die Mühen aller Beteiligten, die es, da ist sich der Rezensent sicher, eigentlich besser gekonnt hätten. Vielleicht fehlte die ‚Konzertspannung‘?


Dr. Jürgen Schaarwächter, 17.08.2022

Label: BIS Records
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