Magazin: CD-Kritiken
Ein süßes Deingedenken - Lieder von Fanny und Felix Mendelssohn

Details zu Ein süßes Deingedenken - Lieder von Fanny und Felix Mendelssohn: Kateryna Kasper, Sopran - Dmitry Ablogin, Hammerklavier (Doppel-CD)

Ein süßes Deingedenken - Lieder von Fanny und Felix Mendelssohn: Kateryna Kasper, Sopran - Dmitry Ablogin, Hammerklavier (Doppel-CD)

Mehr Fanny als Felix

Eine verdienstvolle Doppel-CD stellt das Liedschaffen der Schwester Mendelssohn in den Vordergrund.

Im August 2018 fanden sich die ukrainische Sopranistin Kateryna Kasper und der aus Moskau gebürtige Pianist Dmitry Ablogin in der Frankfurter Musikhochschule zu diesem spannenden Projekt zusammen, das sich dem Liedschaffen der Geschwister Mendelssohn widmet. Einspielungen dieser Lieder mit Hammerflügel sind bis heute noch recht überschaubar, für die vorliegende Produktion wurde ein etwa 1835 gebauter Hammerflügel von Alois Biber (München) gewählt, ein ausgesprochen farbenreiches Instrument von guter Resonanz in allen Registern und großer Wärme.

Von Felix hören wir keineswegs nur die bekanntesten Lieder (die erste CD beginnt mit ‚Auf Flügeln des Gesanges‘ op. 34 Nr. 2, auch finden wir das Venezianische Gondellied op. 57 Nr. 5 und das Hexenlied op. 8 Nr. 8), sondern auch ‚Des Mädchens Klage‘, ‚Suleika‘ oder ‚Schilflied‘. Vor allem aber erhalten wir einen Überblick über Fanny Mendelssohn Hensels Liedschaffen, insgesamt 21 Gesänge aus den Jahren 1822–1844. Kasper und Ablogin breiten vor uns Fannys Liedkosmos mit großer Liebe aus, und man möchte bei jedem einzelnen verweilen, handelt es sich doch um ein Kleinod neben dem anderen.

Kateryna Kasper bietet die Lieder, ungemein stilvoll begleitet von Dmitry Ablogin, mit viel Delikatesse und differenzierter Ausarbeitung, von feinster Zerbrechlichkeit bis zum wohlkalkulierten ‚Ausbruch‘. Gelegentlich mag manchem Hörer diese Wiedergabe etwas zu kunstreich erscheinen, doch ist sie in jedem Fall ausgesprochen stark auf Text und Musik bezogen und gleichzeitig weit stilgemäßer, als wir dies in den 1950er- bis 1970er-Jahren von berühmtesten Namen gelegentlich hören mussten. Durch diese Art der Interpretation und durch ihren unüberhörbaren Bühneninstinkt kann Kasper, deren Vokalformung insgesamt fast zu wohllautend-gerundet erfolgt (ohne in die Gefahr des Gaumigen zu geraten), was für die Textartikulation nicht immer das Vorteilhafteste ist, die unterschiedlichsten Stimmungen lebendig werden lassen und durch ihr Stilgefühl gleichsam wieder zu einem Strauß verbinden. Doch spürt man jeden Moment die große Hingabe beider Musiker an die Musik, und man wünscht sich nur, dass mehr als ‚nur‘ 33 Lieder mit 89 Minuten Spieldauer vorgelegt worden wären. Dennoch bleibt der Hörer reich beschenkt und von Juwelen überhäuft auch nach dieser für eine Doppelalbum kurzen Spielzeit zurück. Und nimmt sich vor, zu der Produktion baldmöglichst zurückzukehren.


Dr. Jürgen Schaarwächter, 09.08.2022

Label: TYXart
Spielzeit: 88:54
Interpretation: 
Klangqualität: 
Repertoirewert: 
Booklet: 




Video der Woche:

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