Magazin: CD-Kritiken
Scarlatti: 37 Keyboard Sonatas

Scarlatti: 37 Keyboard Sonatas: Michael Korstick, Klavier

Anmut und Härte

Michael Korstick spielt Scarlatti-Sonaten.

Der ungemein vielseitige und fleißige Pianist Michael Korstick, der inzwischen über 60 CD-Aufnahmen vorgelegt hat, bietet in einer seiner jüngsten cpo-Einspielung einige Scarlatti-Sonaten. Die Auswahl aus den 555 Sonaten, die von Domenico Scarlatti überliefert sind, ist achtsam und besteht aus einigen bekannteren, mehr aber noch weniger prominenten Stücken. Allein dies ist ein Verdienst, kann doch das Anhören mehrerer Scarlatti-Stücke in Folge, wie schon Robert Schumann konstatierte, bisweilen etwas ermüden. Die Interpretationen Korsticks sind hiervon weit entfernt und repräsentieren zusammengenommen ein schönes Projekt. Leider klingen einige Passagen gerade der schnelleren Sonaten, obwohl sie wunderbar virtuos und flüssig gespielt werden, mitunter recht wuchtig und hart. Zwar achtet Korstick, wie beispielhaft in der bekannteren E-Dur-(Kk 380) und d-Moll-Sonate (Kk. 32), auf ein differenziertes Spiel mit feinstufigen Dynamiken. Doch wer die Aufnahmen eines Horowitz, Perahia oder Schiff kennt, der vermisst hier manchmal das Verspielte, Leichte und Freudige am Gelingen. Wie angedeutet, weisen die Aufnahmen auch anmutige Momente auf. Diese finden sich eher in den langsamen Sonaten. Gerade in spieltechnisch virtuos angelegten Stücken entstehen häufiger klangliche Forcierungen und zu massiv wirkende Anschlagseffekte (Kk. 450, 502). Vermittelnde Zwischentöne gehen da leider oftmals unter, obwohl sie freilich auch vorkommen. Nichtsdestotrotz ist es besonders in den elegisch-intimen Werken eine klangliche Wohltat, Korsticks Annäherungen an die facettenreiche Welt der Scarlatti-Sonaten zu lauschen.

Dr. Kai Marius Schabram, 30.06.2023

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