Magazin: CD-Kritiken
Brahms: Piano Sonatas No. 1 & 2

Details zu Brahms: Piano Sonatas No. 1 & 2: Garrick Ohlsson, Klavier

Brahms: Piano Sonatas No. 1 & 2: Garrick Ohlsson, Klavier

Pranken und Poesie

Garrick Ohlsson präsentiert einen bedenklichen Brahms.

Der US-amerikanische Pianist Garrick Ohlsson reiht sich in die Riege jener verdienstvollen Kollegen wie Julius Katchen oder Gerhard Oppitz ein, die das Klavierwerk von Johannes Brahms vollständig eingespielt haben. Damit enden aber leider auch schon die äußerlichen Gemeinsamkeiten, denn die Interpretationen der ersten beiden Sonaten sowie der Rhapsodien op. 79, die auf der vorliegenden CD versammelt sind, fallen doch insgesamt eher enttäuschend aus. Positiv hervorzuheben ist zunächst, dass Ohlssons Spiel einen schönen, warmen und satten Klavierklang auszeichnet, der den Brahms-Werken grundsätzlich guttut. Bisweilen wünscht man sich jedoch gerade in den Forte-Partien einen etwas weniger kompakten und dafür differenzierteren Anschlag. Problematisch wird es in der dramaturgischen Ausgestaltung vornehmlich der Sonaten. Allzu oft fehlen die großen entfesselten Momente, die für den jungen Brahms so kennzeichnend sind. Vieles bleibt insbesondere in den Kopf-, Scherzo- und Finalsätzen zu gezügelt und berechenbar. Ohlsson möchte offenbar nichts falsch machen und wählt deshalb einen abgeklärten Zugriff, doch bleiben dabei das „con fuoco“ (Finale op. 1) und „Passionato“ (g-Moll-Rhapsodie) auf der Strecke. Auch die für Brahms typischen Temperamente des Düsteren und Mystischen (Kopfsatz op. 2) oder des Balladesken (Finale op. 2) werden zu harmlos dargeboten. Wer die Aufnahmen eines Rubinstein, Arrau, Richter oder Zimerman kennt, wird in dieser Aufnahme bedauerlicherweise einiges vermissen.


Dr. Kai Marius Schabram, 23.03.2023

Label: Hyperion
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