Magazin: CD-Kritiken
J.S.Bach: Partitas Part 1

J.S.Bach: Partitas Part 1: Evgeni Koroliov, Klavier
J. S. Bach und die (alte) Frage nach dem allzu Schönen.
Evgeni Koroliov spielt die Klavierpartiten BWV 825, 826 und 830.
Es gibt mindestens drei Gründe, warum man den Pianisten Evgeni Koroliov sympathisch finden muss: 1. seine so unaufgeregte wie unprätentiöse Art und Weise, mit dem Status des ewigen Geheimtipps umzugehen, 2. die Ernennung J. S. Bachs zum Zentrum bzw. beständigen Bezugspunkt der eigenen Interpretation und 3. die Konzentration des Interesses auf die Musik respektive das Werk selbst und weniger das Klavierspiel. All diese Qualitäten vereinen sich in der vorliegenden CD mit den Bachschen Partiten 1, 2 und 6.
Koroliovs Bach-Spiel ist ungemein suggestiv – wer sich einmal auf die Art eingelassen hat, wie er die Partiten-Sätze interpretiert, wird sich der Eindringlichkeit seines Ansatzes, der Klangschönheit des Klaviertons und der detaillierten Gestaltungskraft kaum entziehen können. Wer hingegen bereits einige wegweisende Darbietungen der Partiten gut zu kennen glaubt (Lipatti, Tureck, Schiff, Sokolov, Hewitt, Staier), wird sich bei aller Schönheit des pianistischen Zugriffs vielleicht auch eingestehen müssen, dass es so manche Eigenart im Spiel Koroliovs gibt, das man hinterfragen könnte: Besonders fallen die gesetzten Tempi ins Ohr, die gelegentlich Gefahr geraten, zu statisch zu wirken. Das betrifft nicht nur die Eröffnungssätze der Partiten, sondern auch die ohnehin schon langsam(er) gespielten Suitensätze (z. B. 2. Partita: Allemande, 6. Partita: Sarabande). Es fehlt da mitunter der Drang zur Entfaltung zugunsten reiner klanglicher Anmut, was – auch wenn es Koroliov sicherlich nicht intendiert hat – gelegentlich zu einer Romantisierung der Linienführung und übertriebenen Auskostung des motivischen Einzelmoments tendiert.
Dass Koroliov auch anders, das heißt schneller (und damit angemessener) zu spielen vermag, veranschaulicht etwa die finale Gigue der ersten Partita. Und dennoch: Es bleibt bei dem Gesamtfazit einer pianistischen Leistung, die hie und da zwar zur Übertreibung neigt, jedoch dann, wenn man bereit ist, sich auf Koroliovs interpretatorisches Können einzulassen, viele Glücksmomente beim Hören Bachscher Klavierkunst bereithält.
Dr. Kai Marius Schabram, 18.07.2023
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: |
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