Magazin: CD-Kritiken
20th Century Polish Chamber Music

20th Century Polish Chamber Music: Huberman Duo, Huberman Piano Trio
Von allem ein bisschen
Das Huberman Piano Trio überzeugt interpretatorisch mehr als das Huberman Duo.
Manchmal ist ein CD-Booklettext entlarvend. Behauptungen wie ‚Szymanowski war der erste Weltklassekomponist seit Chopin‘ sagen mehr über die Perspektive des Bookletautors aus (ins Englische übersetzt durch die Pianistin der vorliegenden CD); wäre es nicht wichtiger, die Musikgeschichte ernsthaft zu erkunden denn überkommene Vorurteile zu bestätigen?
Wir hören hier zwei Violinsonaten – die frühe d-Moll-Sonate von Szymanowski op. 9 von 1904, als der Komponist noch längst nicht an seiner eigenen musikalischen Sprache angekommen war, und Gra?yna Bacewiczs Sonate Nr. 4 von 1949. Dazwischen erklingt Andrzej Panufniks Klaviertrio op. 1. Als Kammermusikkomponist ist Panufnik kaum bekannt – vor allem seine Orchestermusik sorgte für Furore. Das Trio entstand 1934, erlebte seine Uraufführung 1936 und ging 1944 in Warschau in Flammen auf. 1945 schuf Panufnik es nach seiner Erinnerung neu und veröffentlichte es danach. Es war ihm also fraglos wichtig, und die Interpretation durch das Huberman Piano Trio, die Geigerin Magdalena Ziarkowska-Ko?acka, den Cellisten Sergei Rysanov und die Pianistin Barbara Kara?kievicz birst nur so vor Energie und Emotionalität. Merkwürdigerweise ist die Wiedergabe der Szymanowski-Sonate weit weniger expressiv, von den jüngeren Einspielungen überzeugen da noch stärker Bomsori Kim und Rafal B?echacz. Das Huberman Duo (also das Trio ohne den Cellisten) sind kompetente Musikerinnen, erkunden aber nicht die ganze Vielfalt von Szymanowskis Emotionalität. Auch in der viersätzigen Sonate von Bacewicz ist ihr Spiel mehr gediegen denn mitreißend-expressiv, im Vergleich zu anderen Einspielungen fast belanglos-heruntergespielt. So bleibt nur das Trio von Panufnik nachhaltig in Erinnerung.
Dr. Jürgen Schaarwächter, 07.03.2023
Interpretation:
Klangqualität: Repertoirewert: |
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